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Erfahrungsbericht

Steffen Sonne-Ude • Juni 20, 2021

Nicht nur schnacken, selber machen!

Kategorie:Erfahrungsbericht


Im Winter ist in mir eine Idee gereift, welche sich immer mehr verfestigte.


Wenn wir unseren Teilnehmern den Marsch zwischen den Meeren von Brunsbüttel nach Kiel, Einmal von der Nordsee zur Ostsee zu wandern anbieten, dann kannst du das natürlich nicht einfach machen, ohne selber überhaupt die strecke abgegangen zu sein.


Natürlich hätten wir uns das Fahrrad schnappen können, oder einfach nur an den geplanten Versorgungspunkten ran fahren, aber das fühlt sich nicht richtig an.


„VorBild sein heißt in erster Linie vorleiden können.“ (Hans Kudszus)


In meiner Selbst-findungs-wie-mache-ich-das-am-besten-Phase, kam irgendwann Sylvie "Das Iron Girl" oder "The Beast" mit auf den Plan und bot an, dass wir das zusammen rocken können. Termine wurden abgecheckt und als erster Termin kam der 22.05.21 auf die Liste, da wir ja den 4.Hamburger urban-Marsch wegen Corona verschoben hatten und der Termin nun frei war.


Wer sich an den Mai erinnert, dem fällt ein, dass der Mai ziemlich durchwachsen war. Wir sind zwar keine Warmwasserduscher, aber ohne Not und nur aus einer Laune heraus, sich den Hintern im wahrsten Sinne des Wortes abzufrieren, bzw nass regnen zu lassen, war dann doch nicht des weisheits letzter schluss. Also haben wir eine Woche vorher den Termin gestrichen und sind auf den 04.06.21 ausgewichen. Dieses mal, sollte uns der Wettergott hold sein.


Freitag morgen waren wir noch ganz normal "buckeln" um uns dann spätnachmittags auf den Weg von Hamburg nach Brunsbüttel zu machen.


Vorbereitung:

Was habe ich für den 100er im Vorwege gemacht? Mein letzter 100er war 2017, also ein paar tage her. Ansonsten nimwegen und so ein paar kleine Wanderrunden, nichts tolles also, mit dem man punkten kann, wenn man mal "eben" 100km wandern will. Weitere Vorbereitung konnte man in der Corona Zeit ja auch ziemlich abhaken, also blieb ehrlich gesagt nicht viel übrig, was man in der corona Zeit für sich selbst gemacht hat. ziemlich blauäugig und naiv.


Anfängerverhalten würde ich mein eigenes verhalten nennen, denn es waren tatsächlich nur ein 50er im märz als ich mich selbst gegeißelt hatte und ein knapper 50er mit sylvie im April. so einen 100er anzugehen, ohne Vorbereitung würde ich keinem empfehlen. das ist totaler unsinn das so wie ich zu machen.


da muss eigentlich ein schöner trainingsplan her, aber das kommt in einem anderen beitrag. Sylvie hingegen steht natürlich voll im Saft. Alleine in diesem Jahr hat sie schon diverse 50er und den einen oder anderen 100er hinter sich gebracht. Na toll, würde ich damit sagen. das ist wie mit nem Messer zu ner Schießerei zu gehen...die wird mich schön rund lutschen.


Ich also meinen rucksack und den gedachten inhalt zurecht gelegt und artig immer mehr aussortiert, bis alles in den 30l rucksack rein passte, bei der gelegenheit habe ich natürlich auch meine stirnlampe mit aussortiert...braucht man ja nicht, wenn man über nacht geht. total überflüssig^^. war aber nicht schlimm, habe ich erst in brunsbüttel gemerkt.


Anreise nach Brunsbüttel

Die Verbindung war erstaunlich gut. In Hamburg in den Zug bis Itzehoe und von dort mit dem schnellbus direkt an die schleuse in brunsbüttel. insgesamt waren wir ca. 40 minuten im zug und 40 minuten im bus unterwegs. Mit Umsteigen und warten kamen wir auf ca. 2 Stunden. Im Vergleich mit dem Auto zwar ca. 30 Minuten länger, dafür aber entspannt und wir mussten uns keine Gedanken machen, wie wir das auto aus Brunsbüttel weg bekommen, da wir ja einen tag später in kiel aufschlagen wollten.


Los geht es:


Brunsbüttel Fähre Nordseite (anm: Wenn ich im Bericht von Südseite oder Norseite schreibe, dann ist immer die Draufsicht auf die Karte gemeint (nördlich des Kanals oder südlich des Kanals).


Der Bus hat uns direkt an der fähre raus geworfen und der geplante start für unseren Marsch zwischen den Meeren im September ist ca. 250m entfernt, Richtung schleuse.


Unsere erste Handlung war, dass wir auf die Fähre sind um auf die Südseite zu fahren. Der Grund dafür ist, dass in Brunsbüttel gerade die 4. Schleusenkammer gebaut wird und der Abschnitt auf der Norseite zwischen Brunsbüttel und Ostermoor auf dem Kanlaseitenweg gesperrt ist, da dort Baugut lagert. Wir werden aber im Vorwege noch einmal die Nordseite prüfen, ob das nicht der bessere und akzeptablere Weg ist, da man ansonsten für 3 Kilometer schon 2 Fährfahrten hat, die zum einen Zeit kosten und zum anderen natürlich den schwung raus nehmen. auch wenn es idyllisch ist, mit der Fähre überzusetzen.


PAuse Fähre Burg


Die ersten 14 Kilometer ging es nun auf der Nordseite entlang und wir passierten die erste Hochbrücke Brunsbüttel (B5) und liessen die Kanalfähre Kudensee neben uns liegen, um dann bei der Kanalfähre Burg in das Burger Fährhaus einzukehren. Dort sollte unsere erste Rast sein. Unter Coronabedingungen sind wir dann in den Biergarten und haben uns ein alkoholfreies weizen genehmigt. Herrlich. Mittlerweile war es gut halb neun und da das wetter wirklich klasse war, konnten wir in der abendsonne den einen oder anderen Pott an uns vorbeiziehen sehen. 


Wie es bei so einer selbst geplanten Wanderung ohne Zeitrdruck so ist, kommt man schnell in Versuchung...ach ist doch schön hier, uns hetzt keiner...noch ein Weizen, um dann erschreckt festzustellen...kacke 1,5 Stunden Pause gemacht...


Unseren plan, noch rechtzeitig beim eigentlichen Zwischenziel Hohenhörn bei Kilometer 23 anzukommen, um in der Gaststätte Kanal 33 einzukehren, konnten wir nun in die Tonne werfen. Die machen um 22:00 zu. Wir hatten noch 10km auf der Uhr und es war kurz vor 21:00. Egal, wir die Rucksäcke geschnappt und wieder auf die Strecke.  


Mittlerweile setzte die Abenddämmerung ein, welches auf jeden fall für die weiteren kilometer von vorteil war, denn die hitze des nachmittags war schon teilweise grausam. gerade zum anfang einer solchen "Idee" ist mein persönliche Meinung, lieber am anfang kilometer weg machen in angenehmer umgebungstemperatur, als dass der körper gleich zum anfang geschröpft wird. aber da hat jeder sicherlich sein eigenen vorlieben.


Pause fähre Hohenhörn


Gegen Mitternacht kamen wir dann an der fähre Hohenhörn, unweit der hochbrücke der a23 an. Eigentlich (s.o.) wollten wir in der Raststätte Kanal 33 uns ne schöne Portion Fritten o.ä. gönnen, doch wenn zu. dann zu. Also kamen die geschmierten Brote auf den Tisch und eine Kiezmische zum runter spülen. Blick auf den Kanal und dort die vorbeischippernden Pötte anschauen.


Wir blieben dort ca. eine 3/4 Stunde und machten uns dann wieder auf den Weg.


Offtopic


Hier der Hinweis für alle Nachwanderer und natürlich auch für unsere Teilnehmer beim MArsch zwischen den Meeren und der Sonne entgegen, die ab Rendsburg starten werden. "Früher" war es so, dass an jeder fähre Toiletten waren, die man als Gast nutzen konnte. Diese wurden aus Kostengründen entlang des kanals vom Wasserschifffahrtsamt zu sozialräumen für das fährpersonal umgebaut. Es bleibt also, wenn man keine versorgung hat nur der Weg in die Gasthäuser entlang des kanals oder der weg in die büsche (zumindest, für die "Erleichterung").


Da der Marsch zwischen den Meeren zwischen 11:00 Uhr und 13:00 Uhr in brunsbüttel startet, ist die Versorgung "aus dem Land" heraus oder an unseren geplanten Versorgungspunkten bis Rendsburg schon mal ziemlich einfach, da dort überall Punkte zum Auffüllen und für das kleine Geschäft normal geöffnet sind. bei uns war das leider nicht der fall, da wir erst um 18:00 Uhr in Brunsbüttel gestartet sind.


Bei der Pause machte sich auch meine leiste bemerkbar, toll dachte ich mir, denn nur noch 75 kilometer und du hast schon die ersten körperlichen beschwerden. da ich aber zum glück meine Stirnlampe ausgepackt habe, um platz für meine Wanderapotheke zu haben, wurde diese schmerzende stelle mit salbe behandelt und hielt glücklicherweise auch bis zum ende.


Weiter geht es richtung kiel:


In hohenhörn haben wir die Seite mit der fähre gewechselt, um auf der südseite weiter zu gehen. Wir passierten die Grünentaler Hochbrücke. Auch ein sehr imposantes Bauwerk, welches eine eisenbahnbrücke ist.


Der Grund für den wechsel der Kanalseite war zum einen, dass die Fähre fischerhütte zwischen 22:00 Uhr und 06:00 Uhr betriebspause hat und zum anderen ist unser nächster halt in oldenbüttel beim kanalkieker bei Kilometer 41 geplant.


Mittlerweile ging die sonne auf und das motto der sonne entgegen ging voll auf. wirklich herrlich die sonne im osten aufgehen zu sehen. was uns an dieser stelle aufgefallen ist. es waren hunderte (das ist nicht übertrieben) von schwänen auf dem kanal entlang unserer bisher absolvierten strecke. besonders imposant ist es, wenn die schwäne in der nacht anlauf nehmen, um geschwindigkeit zum starten zu bekommen. hört sich wirklich zunächst unheimlich an, aber im nachhinein doch klasse.


Mit dem federvieh hatte auch sylvie so ihre schwierigkeiten und zwar in form von einem kuckuck. es gab zwei möglichkeiten, entweder war über gefühlte 20km alle 500m ein kuckuck auf der anderen seite des kanals und rief seine kumpels an, oder das nervige ding ist immer ein stück weiter geflogen und hat von neuem mit seinem ruf angesetzt. man glaubt gar nicht, wie sehr es nerven kann, wenn 4 stunden lang ein kuckuck da rum ruft und man nichts anderes hört.


Pause fähre Oldenbüttel


Zum Sonnenaufgang kamen wir in oldenbüttel bei Kilometer 41 an. Unser Zeitplan war zu diesem zeitpunkt durch die beiden ausgiebigen Pausen vorher komplett über den haufen geworfen.


Eigentlich wollten wir schon 10km weiter sein. wir hatten zwar eine durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 5,5km/h und 6,5km/h, aber Pausen sind, wie allgemein bekannt, des wanderers tod.


insbesondere dann, wenn man sich selbst kein limit setzt. Da wir aber keinen zeitdruck hatten, war das sekundär und hat uns nicht weiter gestört. in Oldenbüttel beim geschlossenen kanalkieker haben wir knapp eine Stunde verweilt, da das nächste stück nun ein 20 Kilometer Abschnitt bis Rendsburg sein sollte.


Pause rendsburg

Mittlerweile sind wir in rendsburg angekommen und haben jetzt 62 Kilometer auf der uhr. Erste handlung, als wir eigentlich in den fussgängertunnel rendsburg einbiegen wollten. Sylvie! Da ist Jannys eis! Also ran und ein lecker eise geholt. Ich kenne jannys noch aus meiner jugend, aber irgendwie sind die filialen immer dünner geworden. daher war ich total glücklich das leckere eis bei strahlenden sonnenschein zu geniessen.

Wir hatten noch ein weiteres problem. mittlerweile waren unsere getränkevorräte bei nahezu null angekommen, daher musste ganz dringend ein supermarkt des vertrauens her, um die restlichen kilometer bis kiel zu schaffen. Nach 62 kilometern hat man eigentlich nicht mehr viel bock darauf, ein paar hundert meter extra zu laufen, um irgendwo einen supermarkt aufzusuchen, daher haben wir die strecke so angepasst, dass wir einen fanden. hier haben wir dann auch die nächste pause gemacht. im schatten auf einem parkplatz. ich persönlich war fertig wie ein lachsbrötchen und habe mir erst mal 20min auszeit gegönnt und die augenlieder von innen nach verletzungen abgesucht. danke sylvie, dass du erst mal ein video von mir gemacht hast.


Nächster (diesesmal nicht geplanter) stop sollte nun die fähre sehestedt sein, auf der wir dann wieder in den norden rüber fuhren. Sylvie (so ein Mädchending halt) wollte umbedingt mal auf eine richtige toilette...vollkommen überbewertet in meinen augen, also sind wir dann noch mal in sehestedt an den kanalimbiss ran, hier hatten wir schon 78 kilometer hinter uns und konnten die ostsee schon quasi riechen.


der Kanalseitenweg auf der Nordseite ist zwischen kleinkönigsförde und landwehr gesperrt, da dort der kanal verbreitert wird. war uns bekannt und sollte eigentlich kein problem werden, wenn man die abzweigung richtig erwischt, die einen an der baustelle vorbei ins landesinnere führt. wenn man die nicht erwischt, dann steht man wie wir beide vor einem Bauzaun. rechts kanal, links uferböschung 5m hoch. die entscheidung jetzt wieder 1,5 kilometer zurück zu gehen, wurde von uns kurzerhand verworfen und es macht voll spaß mit 80 kilometern in den beinen sich an brennesseln und anderen niederen gestrüpp die böschung mit einer Steigung von 30 bis 50 grad hochzuziehen und hochzurobben. hat aber geklappt, wobei ich um sylvie auch etwas angst hatte, da sie nicht mehr sehr sportlich wirkt. hat sie aber geschafft. respekt du würdest das gamswappen verliehen bekommen, wenn es das denn geben würde.


Kiel


Gegen 20:30 sassen wir erschöpft, aber glücklich im Zug richtung hamburg. Fischbrötchen in kiel gab es nicht mehr, da wir das irgendwie beide nicht mehr auf die reihe bekommen haben.


Fazit


eine wirklich tolle Strecke und eine erfahrung, die ich schon lange für mich nicht mehr hatte. Ohne Organisation und externe versorgung von Brunsbüttel nach Kiel. Von der Nordsee zur ostsee.


Es hat mir auch sehr dabei geholfen, wie wir den Marsch zwischen den meeren von brunsbüttel nach kiel und die wanderung der Sonne entgegen von Rendsburg nach kiel organisieren können.


Danke sylvie für die gespräche und die motivation für mich, dass ich nicht aufgegebe, da du mir das jahrelang vorhalten würdest^^ Ankommen ist das Ziel.


#challengeyourlimits


Hier geht es zum Videotagebuch







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